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Unterteilung der Arien für den Chor

Die Liednummern habe ich nach dem Original-Partiturbuch belassen, außer wenn (z.B. „Eine Nacht in Venedig“) in einer späteren Fassung ein Lied neu zugefügt wurde und diese Fassung meistverbreitet wurde. Manchmal ist eine Liednummer aber in mehrere Arien zu unterteilen, sowohl für den Chor als für das Solo, weil die Musik sich an einer Stelle plötzlich ändert oder einen Augenblick Pause macht oder weil die Theater-Handlung eine Wendung nimmt; diese Arien sind dann mit Großbuchstaben A, B, C usw. hinter den Liednummern bezeichnet. Im Libretto ist dies stets vermerkt.

Eine Arie mit Chorbeteiligung habe ich zumindest dann noch weiter in mehrere Teil-Arien mit Kennzeichnung -1, -2 usw. unterteilt (dies lässt sich aber im Libretto nicht vermerken, nur im Zusatzkommentar), wenn der Chor zwischendurch eine längere Pause hat, d.h. wenn mindestens 65 Solistennoten (oder mindestens 4 volle Takte der Länge 4/4 ganz ohne Text) nacheinander ohne Chorpassagen stehen (einige Operetten gibt es, wo auch bei etwas weniger als 65 Solistennoten diese Unterteilung angebracht ist). Die Teile enden natürlich jeweils an der Stelle, wo die längere Pause beginnt, bzw. beginnen an der Stelle, wo die längere Pause endet. Außerdem gibt es Arien, wo der Chor lange ohne eine längere Pause singt, und zwar zu lange, um dies in der Chorprobe und im Lernprogramm in einem Stück ohne Unterteilung einzuüben. Eine solche Arie habe ich ebenfalls in mehrere Teil-Arien unterteilt, die an der längsten vorhandenen geeigneten Chorpause enden bzw. beginnen, auch wenn es nur ganz kurze Pausen gibt. Außerdem kommt es oft vor, dass eine Arie mehrere Strophen hintereinander mit gleicher Melodie enthält, dass aber die Arie vor oder nach diesen Strophen noch weiteren Gesang mit anderer Melodie aufweist; dann habe ich dieses Strophen zusammen als eine Teil-Arie behandelt.

In meinen nachgebildeten Notenblättern hat jede Teil-Arie (und auch jede nicht unterteilte Arie) eine große Überschrift. Danach folgt meist nicht sofort eine Chorpassage, sondern: Wenn die erste zugehörige Chorpassage sofort nach einem Solo beginnt, folgen nach der Überschrift erst einige leere Takte ohne Noten, und der Solisten-Text steht taktgerecht oben drüber; wenigstens die letzte Zeile davon, und mit drei Punkten davor, zum Zeichen, dass der Text gekürzt ist. Dies dient dazu, dass der Chorsänger sieht, an welcher Stelle er einsetzen muss. Enthält eine Teil-Arie mehrere Chorpassagen mit Solo dazwischen, dann ist der Solisten-Text vollständig ohne Noten abgedruckt. Das dreizeilige Notensystem für den Chor bleibt gewöhnlich bestehen: Eine Zeile für die Frauenstimmen, eine für den Tenor, eine für den Bass. Für gemischte Chöre ist es zwar bei anderen Chorsätzen meistens nicht so üblich, aber in Operetten gibt es meistens im Tenor eine Zweiteilung, sehr oft auch im Bass, und außerdem legen Männerchöre Wert auf getrennte Notenzeilen für Tenor und Bass. Ein gemischter Chor braucht alle drei Notenzeilen, ein Frauenchor nur die erste, ein Männerchor nur die anderen beiden.

Meine nachgebildeten Notenblätter als Notenheft

Die Notenblätter liegen hier zum Herunterladen als mehrseitige PDF-Dateien. Überall, wo eine Teil-Arie (oder eine nicht unterteilten Arie) beginnt, beginnt auch eine neue Seite. Ich habe aber vermieden, dass deswegen einige Seiten nur ganz wenig Inhalt hätten. Ansonsten geht in den Notenblättern Übersichtlichkeit vor Platzsparen, es sind daher ziemlich viele Seiten geworden. Somit empfiehlt es sich beim Ausdrucken auf Papier nicht, auf jedes Blatt nur eine Seite zu drucken, oder auf Vorder- und Rückseite je eine Seite, und dann die Blätter lose übereinander zu legen. Sondern: Wenn die PDF-Datei mit Acrobat Reader geöffnet und gedruckt wird, empfiehlt sich beim Drucken die Auswahl-Option mit dem Namen Broschüre oder Broschürendruck. Dann werden auf jedes Blatt vier Seiten gedruckt, je zwei auf Vorder- und Rückseite, und der Acrobat Reader ändert die Druckreihenfolge der Seiten so, dass man hinterher den ganzen Blätterstapel in einem Stück in der Mitte falten kann und so ein Notenheft erhält. Vor dem Falten empfiehlt es sich, in der Mitte zu klammern, aber dafür braucht man einen entsprechend langen Klammeraffen. Wenn beim Drucken A4-Format ausgewählt ist, verlangt der Broschürendruck auch A4-Papier, also werden die Notenseiten auf A5 verkleinert, und das Heft wird A5-Format. Spätestens ab 60 Seiten empfiehlt sich das aber bei normal dickem Papier ohne Klammerung nicht. Um stattdessen ein A4-Heft zu bekommen, muss zum Drucken extra A3-Format ausgewählt werden und natürlich auch ein richtig gefülltes A3-Papierfach im Drucker vorhanden sein.

Mehrere Chöre

Weil an mancher Operette mehrere Chöre mit unterschiedlichen Darsteller-Rollen beteiligt sind, steht bei jeder Teil-Arie im nachgebildeten Notenblatt in der Überschrift dabei, welcher Chor beteiligt ist, wen also der Chor darstellt. Wenn zwei Chöre an der gleichen Teil-Arie in unterschiedlicher Weise beteiligt sind, wird dies im Blatt ausführlich beschrieben. Ggf. gibt es mehrere Fassungen des Notenheftes, je nachdem, wie der Konzertveranstalter die Chöre zusammenbekommt. Und dann gibt es noch mehr Fassungen des Lernprogrammes, wobei in jeder Fassung die Chorpassagen für die verschiedenen Chöre getrennt aufgerufen werden können.

Zu hohe Töne

Die klassischen Chorpartituren des 19. Jahrhunderts kennen keinen Alt, dafür meist zwei Sopranstimmen; dazu meist zwei Tenorstimmen und oft zwei Bassstimmen. Also muss ein Alt ergänzt werden. Oft überschreitet der vorhandene Sopran 2 das E nicht, so dass man ihn als Alt nehmen kann. Wenn er es überschreitet, eignet er sich nur in entsprechender Abänderung als Alt; jedoch kommt es auch vor, dass der vorhandene Sopran 1 das A überschreitet und sich damit sogar als Sopranstimme nur in entsprechender Abänderung eignet, und so etwas kommt bei allen vier Männerstimmen ebenfalls vor.

Für einen heutigen Laienchor sollte gelten: Sopran 1 darf bis A hinaufgehen, Sopran 2 bis G, Alt 1 bis E, Alt 2 bis D, Tenor 1 bis A, Tenor 2 bis Fis, Bass 1 bis E, Bass 2 bis Cis. Tenor liegt also eine Oktave tiefer als Sopran, und Bass eine Oktave tiefer als Alt, mit der Ausnahme, dass Sopran 2 seine Obergrenze eine Oktave plus einen Halbton höher als Tenor 2 hat, und Alt 2 eine Oktave plus einen Halbton höher als Bass 2.

Warum diese Ausnahme? Erstens spricht der Umstand, dass die Operetten-Originale nur zwei Frauenstimmen haben, aber vier Männerstimmen, sicherlich dafür, dass auch nach Berichtigung der zu hohen Töne immer noch die Männervielfalt größer als die Frauenvielfalt bleiben sollte. Zweitens sind auch bei manchen anderen Chorpartituren die Notensysteme dreizeilig gedruckt wie bei den Operetten-Originalen, mit einer Frauenzeile und zwei Männerzeilen (obwohl es einen Alt dabei gibt), weil für Tenor und Bass verschiedene Notenschlüssel üblich sind, und mit Rücksicht auf mögliche Teilnehmer aus Männerchören sollte dies hier so bleiben; auch das spricht für größere Männervielfalt als Frauenvielfalt. Drittens erfordert die Rücksicht auf mögliche Teilnehmer aus Männerchören auch den Umstand zu bedenken, dass in Männerchor-Partituren selten Tenor 2 über Fis liegt und selten Bass 2 über Cis; das mag zwar in Frauenchor-Partituren ähnlich sein, jedoch scheinen höhere Tongrenzen für Sopran 2 und Alt 2 weniger Frauen abzuschrecken, als wie höhere Tongrenzen für Tenor 2 und Bass 2 die Männer abschrecken; das sieht man daran, dass gemischte Chöre mehr Frauen als Männer bekommen, Männer häufiger zu reinen Männerchören gehen als Frauen zu reinen Frauenchören, und dass für den gemischten Gemeinschaftschor des Münchner Sängerbundes Frauenchöre eher als Männerchöre zu gewinnen waren, so dass es an Männern fehlte, so dass diese Rücksichtnahme auf Männerchöre vielleicht nötig gewesen wäre.

Überall, wo in der Originalpartitur diese Obergrenze des Sopran 1 (selten) oder einer der vier Männerstimmen überschritten wird, muss dies geändert werden; die Note und ggf. benachbarte Note(n) müssen durch die nächsttiefere Stimme oder durch eine oktavierte andere Stimme ersetzt werden.

Wer das Lernprogramm verwendet, darf als erstes zwischen diesen acht Chorstimmen auswählen. Wenn ein gemischter Chor aber den Sopran nicht unterteilen will, soll er aus meinen Bearbeitungen nur den Sopran 1 verwenden, sofern alle Sopranistinnen das hohe A singen können, ansonsten nur den Sopran 2. Entsprechendes gilt für den Alt mit dem hohen E, für den Tenor mit dem nächsttieferen A, für den Bass mit dem nächsttieferen E.

Änderung der zu hohen Töne

Wie konstruieren wir also den Alt 1? Dort wo möglich, wird der ursprüngliche Sopran 2 als Alt 1 genommen, d.h. wo er das E nicht überschreitet. Wo er das tut, muss die betreffende Note und ggf. benachbarte Note(n) geändert werden, ersetzt durch den Tenor 1 oder den nach oben oktavierten Tenor 2 oder Bass 1 oder den nach unten oktavierten Sopran 1; wie es am höchstmöglichen bis zum E geht, wenn an der gleichen Stelle der Sopran 1 das G nicht überschreitet; wenn jedoch der Sopran 1 an der gleichen Stelle das G überschreitet, sollte im Alt lieber möglichst nur bis zum D hinaufgegangen werden, damit nicht Sopran und Alt gleichzeitig geteilt werden müssen (oft ist aber nur eine einzige Sopranstimme vorgegeben, dann muss sie auf ähnliche Art für den Alt 1 abgeändert werden). Falls an anderer Stelle in der gleichen Teil-Arie der Sopran 1 das G überschreitet, jedoch an keiner anderen Stelle der ursprüngliche Sopran 2 das D nur bis zum E überschreitet (in den von mir untersuchten Fällen trifft das nur zu bei Orpheus Nr. 15 B-2 und Nr. 16-3, Der Vogelhändler Nr. 17), dann kann es nötig sein (ist es in diesen Fällen auch), den Alt 1 nur bis zum D zu konstruieren, so dass der Alt in der ganzen Teil-Arie ungeteilt sein kann. Die Sängerinnen des Sopran 2 singen in der Regel nicht mehr den ursprünglich vorgesehenen Sopran 2, weil es nicht sehr gut ist, wenn der Sopran geteilt ist und Sopran 2 mit Alt übereinstimmt. Das soll nur sein, wenn nötig:

Wo der Sopran 1 auch zugleich als Sopran 2 dienen kann, d.h. wo er das G nicht überschreitet, d.h. wo er kein Gis oder A hat - dort wird der Sopran ungeteilt. Nur wo er ein Gis oder A hat, muss er geteilt werden. Sollte an der gleichen Stelle der nachkonstruierte Alt 1 nicht das D überschreiten, so dass der Alt ungeteilt sein kann - dann sollte als Sopran 2 eine dazwischenliegende Note genommen werden, falls eine solche oktaviert im Tenor oder im Bass vorkommt, ansonsten bleibt leider nur, dass der neue Sopran 2 mit dem ungeteilten Alt übereinstimmt, und dem ist meistens so, aber nicht fast immer.

Einige Stellen gibt es aber, wo der oberste Ton, der nach dieser Beschreibung gerade noch zulässig ist, sehr lang gesungen wird und daher zu schwierig ist, so dass er ebenfalls Ersatz braucht.

Wenn aber an einer Stelle sowohl Sopran 1 ein Gis oder A hat, als auch Alt 1 ein Dis oder E (in den von mir untersuchten Fällen trifft das nur zu bei Fledermaus Nr. 6-2, Die Banditen Nr. 9 und Nr. 7 C im zweiter Teil, Der Vogelhändler Nr. 1 A-2 in den Schlusstakten und Nr. 7 C-3, Orpheus Nr. 16-3, Der Zigeunerbaron Nr. 13 C-3, Eine Nacht in Venedig Nr. 13 C)? Dann müssen zugleich Sopran und Alt geteilt werden. Es ist an dieser Stelle möglich, den Alt 1 als Sopran 2 zu übernehmen/belassen, so dass der Frauensatz auch hier nicht vierstimmig wird. Im Notenblatt bekommt dann die mittlere Note zugleich einen Hals nach oben und einen nach unten. Und es kommt vor (so ist es in allen diesen Fällen auch), dass kein anderer Weg für den Sopran 2 bleibt. Wenn aber doch irgendwo ein anderer Weg für den Sopran 2 bliebe, also eine Note zwischen Sopran 1 und Alt 1, wäre das dann sinnvoll? Das wäre echte Frauen-Vierstimmigkeit, wo doch der Komponist fast überall nur höchstens Zweistimmigkeit komponiert hat.

Fast alle Teil-Arien mit Stellen, wo der Sopran geteilt werden muss, haben auch Stellen, wo der Alt geteilt werden muss (Ausnahmen z.B.: Der Vogelhändler Nr. 7 C-1, Nr. 7 C-2, Nr. 12 B-4 und Nr. 17; Die Banditen Nr. 1 BC, Nr. 1 D-2 und Nr. 11 Anhang; Der Zigeunerbaron Nr. 7 D-3/4, Nr. 10-1 und Nr. 13 C-2; Eine Nacht in Venedig Nr. 1 A, Nr. 7 F, Nr. 13 B und Nr. 14). Auch wenn keine Stelle wirklich vierstimmig für die Frauen wird, ist es selten sinnvoll, in der gesamten Teil-Arie Sopran 2 und Alt 1 gleich zu bekommen (praktisch nur in wenigen ganz kurzen Teil-Arien); denn dafür wäre in der gesamten Teil-Arie Alt 1 und sogar ungeteilter Alt, wo vorhanden, als Sopran 2 zu übernehmen/belassen.

Überall sonst, wo der nachkonstruierte Alt 1 kein Dis oder E enthält, wird der Alt ungeteilt. Nur wo er ein Dis oder E hat, muss er geteilt werden. Hier ist, je nach Möglichkeit, der Sopran 1 nach unten oder der Tenor 2 oder Bass 1 nach oben zu oktavieren, oder notfalls der Tenor 1 als Alt 2 zu nehmen.

In den wenigen von mir untersuchten Teil-Arien, wo der ursprüngliche Sopran 1 über A hinausgeht, reicht er nur in der betreffenden Textzeile über G hinaus (mit der kleinen Ausnahme eines A in Vogelhändler Nr. 7 C-3 in einer anderen Textzeile), und für die betreffenden Textzeilen fand sich durch Oktavierung anderer Stimmen eine Lösung, die das G nicht überschreitet, so dass ein ungeteilter Sopran möglich ist (mit dieser kleinen Ausnahme).

Bis jetzt sind Nr. 1 A-2 (in den letzten fünf Takten) und Nr. 7 B-3 des Vogelhändlers die einzigen Fälle, dass eine geteilte Stimme nicht nur geteilte Tonhöhen, sondern auch geteilten Text hat, und in Nr. 1 A-2 trifft es sogar auf jede Stimme zu: auf Sopran, Alt, Tenor und Bass. Darum wird dort das Notenblatt ausnahmsweise vierzeilig gedruckt. In Nr. 7 B-3 trifft es nur auf Tenor und Bass zu, dort haben sogar Tenor 1 und Tenor 2 unterschiedliche Einsätze, auch Bass 1 und Bass 2.


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